Mittwoch, 6. April 2016

Südindien-Tour

Endlich Urlaub! Oh mühsam hab ich daraufhin gespart und mir alle Urlaubstage aufgehoben, um nun zwei große Reisen machen zu können. Die erste über 10 Tage liegt nun hinter mir. Und es hat sich wahrlich gelohnt! Mit zwei Freundinnen aus meiner weltwärts Gruppe habe ich mich auf den Weg gemacht um etwas Indien zu erkunden. Wir nahmen uns den Süden vor von Ooty in den Nilgiris (Gebirgskette zwischen Tamil Nadu (Ostküste) und Karnataka (Westküste)) über Mysore und Gokarna nach Hampi zum Holi Fest.

Hier die ersten Eindrücke aus Ooty und den Nilgiris!
Teeplantagen in den Nilgiris aus dem Bus heraus fotografiert

UNESCO Weltkulturerbe, die  Bergbahn von Mettupalayam nach Ooty

Ein ungewöhnlich ruhiger Markt mitten in Ooty, hier kann man Schokolade kaufen, die nicht geschmolzen ist und man kleidet sich wieder in seinen Norweger Pulli und Schal, 20°C sind aber auch verdammt kalt.

Einer meiner Lieblingsorte: das Farnhaus im botanischen Garten in Ooty

Ein wunderschöner Wald mit riesigen Bäumen. Ooty ist wahrhaft ein unglaublicher Ort! Bei kalten Temperaturen, Schokolade und alten Wäldern wird einem mal wieder klar, wie unterschiedlich Indien ist.

My book of plants




Dies sind die ersten Seiten meines Färberbuchs mit einer Auswahl, der von mir bisher produzierten Pflanzenfarben. Immer mit dem lateinischen PflanzenNamen und einer kleinen Zeichnung der Pflanze oder von Pflanzenteilen.

Donnerstag, 3. März 2016

Deepam zu Besuch

Gestern fand nun also mein zweiter Färberworkshop statt. Zwei Stunden am Nachmittag kamen 12 Kinder von einer umliegenden Schule für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu mir in den botanischen Garten um die Freude an Pflanzenfarben zu entdecken.  Das vorher mit einer Mitfreiwilligen Weltwärtslerin von Deepam geplante Event, stieß auch bei den Verantwortlichen der Schule auf viel Zustimmung, da es eine Abwechslung in den Alltag der Kids war und außerdem neben, hoffentlich viel Spaß, auch eine gute Übung für die Feinmotorik der Kinder brachte.
Ziemlich aufgeregt trafen wir dann zusammen im botanischen Garten alle Vorbereitungen für den Workshop, was bei schwülen 34°C auch sehr schweißtreibend sein kann. Da wird Blütenpflücken am anderen Ende des Gartens schon mal zu einem gefühlte Marathon.

Als alles vorbereitet war, kamen sie auch schon. Ich hatte vorher extra die Blumen mit dem höchsten Erfolgserlebnisse herausgesucht, damit auch alle viel Freude haben. Also gab es Hibiskus, Clitoria ternatea  (intensives Blau, Pink und Grün) und Bixa orellena, auch genannt Lipstick tree und diesem Namen machen die Samen auch alle Ehre, da sie eine Farbe, wie knallroter Lippenstift kreieren.
Nach wenigen Erklärungen fingen die Kinder auch schon an und freuten sich, zu unser aller Erleichterung, auch sehr über ihre selbstkreierten Farben. Ab dem Punkt huschte ich dann meist nur noch hin und her um zu helfen und zwischendurch immer mal wieder etwas auszuwaschen um mit der nächsten Farbe weitermachen zu können. Die meiste Zeit war es so ruhig, dass ich mich wirklich fragte, ob etwas falsch war und ob ich etwas anderes versuchen sollte. Doch als ich mich beunruhigt darüber bei Elisa (Freiwillige aus Deepam) äußerte, beruhigte sie mich nur mit einem strahlenden Lächeln und meinte, dass dies doch eins der besten Zeichen sei, da alle super konzentriert mitmachen und voll ins Malen vertiefen sein. Würden sie sich langweiligen sähe das alles schon ganz  anders aus.
 Für mich war es auch wirklich schön zu sehen, wie das Thema tatsächlich alle angesprochen hat, obwohl die Gruppe sehr gemischt war in Hinsicht auf Alter und Schweregrad der Beeinträchtigung. Oft sind die Sachen entweder für die einen zu schwierig oder für die anderen zu einfach, doch lösen Farben in allen eine gewisse Faszination aus.
   



Nach dem Färben gab es dann noch für alle ein erfrischendes Sirupgetränk aus der gleichen Blüte mit der sie vorher auch gefärbt hatten, was auf große Verwunderung und Freude bei den Kindern stieß, vor allem weil das Getränk herrlich lila war. 

Wir schlossen dann gemeinsam den Workshop mit einem kleinen Gang durch den Colour Garden ab und dann verabschiedeten sich die Kinder herzlich winkend und mit einem breiten Lächeln im Gesicht. 

Beim Aufräumen löste sich dann noch die letzte Anspannung von Elisa und mir und wir blickten zufrieden auf das Geschehene zurück. Alles hatte super funktioniert und jeder hatte Spaß dabei. Na dann, bis zum nächsten mal! 

Mittwoch, 2. März 2016

Auroville - "The place to be"

Wenn man abends mit Freunden typisch südindisch Dosai essen geht, dabei gefühlt jeden trifft und danach zu einem gratis Jazz Konzert geht mit einer Band, die ein Mix aus allen Altersgruppen und Nationalitäten ist und nur noch vom Publikum an Internationalität übertroffen wird, merkt man doch mal wieder, dass Auroville so etwas, wie "the place to be" ist.
Auroville and Mothers Birthday on 28th February 



Montag, 8. Februar 2016

Führerschein

Ich mache hier auch Grade meinen Führerschein für Motorrad und Auto, jaja ich weiß, ich bin noch nie Auto gefahren, aber das ist hier nicht so wichtig. Wichtig ist hier nur die Bürokratie,  das heißt man muss ganz viele Unterschriften machen,  zum Beispiel für alle 21 Fahrstunden, die man (nicht) hatte und natürlich das richtige Outfit für die Besuche in Tindivanam in der Führerscheinstelle, um den Beamten nicht gegen den Kopf zu stoßen. Ein Lächeln und indische, gute Kleidung sind das Muss für den Führerschein und wenn dem Beamten deine Schuhe nicht gefallen, ziehst du sie eben aus. Es gibt 2 Besuche dort, das erste mal füllt jemand für dich einen Zettel aus, dass du keine körperlichen Einschränkungen hast, die dich beim Fahren beeinträchtigen könnten, natürlich ohne vorher zu fragen, ob du denn wirklich Nachtblind bist oder eine Rot-Grün-Schwäche hast. Außerdem werden noch sichtbare Indifikationsmerkmale erfunden, ich habe jetzt einen Leberfleck am Nacken und eine große Narbe am linken Bein, aber was solls? Die meiste Zeit in Tindivanam  besteht aus Anstehen und dann wieder ein paar Unterschriften machen, das dauert schon den ganzen Morgen, aber man kann sich die Zeit gut mit Mücken zerschlagen vertreiben. Die Prüfung findet dann einen Monat später statt. Naja „ Prüfung“ . Es folgen noch mehr Warteschlangen und noch mehr Unterschriften und dann tatsächlich eine kurze Fahrt auf einem Motorrad. Okay, für Männer, Frauen werden nicht gerne auf Motorrädern gesehen , daher dann Scooter. Der Autoführerschein sieht dann so aus, dass man in einem Auto drin sitzt und dann lässt man es den Prüfer fahren,  während drei weitere Prüfer gewichtig um das Auto herumstehen und sich fleißig Notizen machen, wahrscheinlich sowas, wie „Oho, schöne Räder, dort müsste man mal wieder etwas Dreck wegmachen. 30°C heute. Hatte Dosai und Idly zum Frühstück.“. Aber hey, ich habe immerhin mal kurz das Gaspedal berührt und ganz wichtig, beim Rückwärtsfahren auch über die Schulter geblickt, naja, sonst hab ich aber auch nichts anders gemacht. Aber zu eurer Beruhigung, der Führerschein ist NUR 6 Monate in Deutschland gültig,  danach muss man nochmal die Prüfungen machen.
Und ganz nebenbei, auch wenn mein Motorrad jetzt vielleicht nicht den TÜV überbestehen würde und so die ein oder andere Macke hat, ich hab es trotzdem sehr lieb. Eine schwarze Bajaj TC100. Und Motorrad fahren macht schon echt Bock.

Workshop und Colour Garden

Hallo hallo,

es ist wieder etwas Zeit ins Land gegangen und wieder viel passiert.

In meinem letzten Bericht habe ich Euch darüber informiert, dass wir mit den Pflanzungen im neuen Färbergarten des botanischen Gartens Auroville angefangen haben. Mittlerweile haben wir die Wege angelegt, eine schicke Bank gebaut und mit dem Bau eines kleinen Pavillons begonnen. Fast alle Pflanzen sind in der Erde und aus dem anfänglichen Chaos ist ein feiner, junger Garten entstanden. Das Booklet mit den südindischen Färberpflanzen umfasst mittlerweile schon um die 60 Pflanzen mit Beschreibungen über Färbeverfahren und die Art der Nutzung und einigen weiteren Informationen zu jeder Pflanze. Außerdem gibt es parallel dazu noch eine Liste mit bisher 85 Arten. Da ich mich beim Booklet irgendwann begrenzen musste, versuche ich bei der Liste alle Färberpflanzen möglichst vollständig zu erfassen. Alles in allem ist es eine schwierige Recherchearbeit, die meine Nachmittage füllt.

Am letzten Januarwochenende habe ich nun mit dem Teil meiner Arbeit beginnen können, der mir ganz besonders am Herzen liegt, die Bildungsarbeit. Am Samstag fand mein erster Workshop zum Thema „Färben mit Pflanzenfarben“ statt. Den Workshop hatten wir im vor hinein auf 15 Plätze limitiert, da dies noch eine angenehme Gruppengröße darstellt. Am Ende hatten wir mehr als 30 Anmeldungen und noch viele weitere Interessenten. Ich hätte wirklich nicht mit einer so großen Resonanz gerechnet. Im Büro des botanischen Gartens fingen meine Kollegen also schon an über weitere Kurse zu reden, bevor ich den ersten überhaupt gegeben hatte. Langsam wurde ich also doch nervös. Würden die Leute interessiert sein, wäre mein Englisch und noch viel wichtiger, war mein Wissen ausreichend?
Am Samstag fanden sich nun also 15 Menschen aus beinahe genauso vielen Ländern zusammen. Der Kurs fing mit einer Führung durch den neuen Colour Garden an. Ich erklärte die Pflanzen und spickte alles mit mehr Hintergrundinformationen und den Vorgehensweisen bei meiner Arbeit. Ich war stolz den Garten, den hauptsächlich wir zwei Menschen (Flo und ich) errichtet hatten nun endlich vorführen zu können und mein erlerntes Wissen an andere weitergeben zu können. Nach der Führung ging es dann ans Experimentieren, da hieß es Ärmel hoch und Finger bunt! Der Tisch war angerichtet und so stürzten sich die Teilnehmer auf die Kokosnussmörser und die vorher von mir gesammelten Blüten. Nach der kurzen Einführung war vielleicht noch nicht alles so klar, aber die Lust war geweckt und so fingen alle an selber zu färben. Hier und da wurden noch letzte Fragen geklärt und ein paar Hilfen gegeben, aber überall waren die Menschen fleißig und begeistert (!) dabei. Wir färbten mit Hibiskusblüten, Bougainvillea Blüten in den verschiedensten Farben und mit Plumeriablüten. Jeder hatte Papier und konnte sich an den Farben ordentlich austoben. Diese wurden immer wieder durch Veränderung des pH-Werts geändert, z.B. durch Zugabe von Zitronensaft oder Natron. Als schließlich alle Fragen beantwortet, alles Material verfärbt und die E-Mail Adressen ausgetauscht waren, merkte ich, wie k.o. ich war. Zufrieden, aber fertig. Ich bekam sehr viel positive Rückmeldungen und viele Anfragen für weitere Workshops. So plane ich mit einem tamilischen Kollegen einen Workshop für die Dorffrauen, den er dann dolmetschen wird, Deepam (eine Schule für Kinder mit besonderen Bedürfnissen) hat sich für einen Besuch mit ein paar der Kinder angemeldet. Ein tamilischer Architekt, der am Workshop teilnahm, sagte, dass er gerne mit seinen ebenfalls sehr interessierten Kollegen an einem Kurs teilnehmen möchte. Auch ein paar interessierte Schulklassen gibt es schon und dazu kommen noch die vielen Interessenten sowohl aus meiner weltwärts Gruppe, als auch von denen, die im ersten Workshop leider kein Platz mehr fanden. Der zweite Workshop ist  bereits für Ende Februar angesetzt und es wird noch viele mehr geben. Auch, wenn es viel Arbeit ist mit der Vorbereitung und Durchführung und wohl noch einige Wochenenden mit Arbeit dazukommen werden, so ist es das doch auf jeden Fall wert, da dies ja auch mein eigentliches Ziel neben der Gestaltung des Färbergartens war. Denn was nützt dieser Garten, wenn das Wissen darum nicht geteilt und weitergegeben wird? So freue ich mich auch dieses Mal sehr auf die Arbeit, die noch vor mir liegt und möge mein letztes halbes Jahr hier nicht zu schnell vorübergehen.

Balderton hoffentlich mehr Bilder folgen ;D dauert immer etwas, weil ich leichte technische Probleme habe....